Eine Beschreibung und Erläuterung der "Pestsäule" in der Hauptstraße

Die Pestpandemie von 1713 hat 170 Bürgerinnen und Bürger von Eisenstadt das Leben gekostet. Darunter waren auch Fürst Paul I. Esterhazy und Michael Urient.

 

Am 4. September wurde bei einem festlichen Gottesdienst die neu renovierte Pestsäule am Hauptplatz gesegnet. – Vor bald 310 Jahren wurde sie aus Dankbarkeit für die Überwindung der Pest-Pandemie errichtet.

 

Die Erläuterung des Bildprogramms dieser Säule, verbunden mit der Biographie zweier zeitgenössischen Personen, kann uns die geistliche Bedeutung dieses Monuments für heute Orientierung geben.

 

Zur Geschichte der Dreifaltigkeitssäule

Diese Säule wurde zum Ende der Pestepidemie von 1713 errichtet, die neben zahlreichen Stadtbewohnern als prominentestes Opfer Fürst Paul I. Esterházy hinweggerafft hatte. – Die Familie Esterhazy hat dann auch die Finanzierung dieser als Dreifaltigkeitssäule errichteten Erinnerungssäule übernommen. Der Legende nach hat ein pestkranker Knabe auf dem Totenbett dem damaligen Stadtpfarrer Matthias Marckhl die „himmlische Botschaft“ nahegebracht, dass die Seuche erst nach der Errichtung einer Säule ein Ende finden würde.

Pfarrer Marckhl mobilisierte die Kräfte der Stadtgemeinde und der Pfarre zur Errichtung der Säule. Am 5. September 1713 wurde der „letzte“ Pestkranke verzeichnet. Am 16. September wurde das Grundpodest errichtet, am 21. November 1713 fand die Einweihung statt. Die Dreifaltigkeitssäule in Eisenstadt steht für das Frömmigkeits- und Glaubensverhältnis des Volkes zu Gott.

 

Darstellungen auf der Säule

Die Idee für das ikonographisch interessante Bildprogramm dürfte vom Stadtpfarrer Marckhl selbst stammen. Die erste Front des massiven Unterbaus ziert ein Relief des Hl. Karl Borromäus, die linke Seite wird vom Hl. Antonius eingenommen, während die rechte, das bergseitige Relief, eine Darstellung eines Priesters zeigt, vermutlich Matthias Marckhl. Eine Inschrift auf der vierten Seite berichtet vom Anlass und von der Fertigstellung der Säule.

Über dem beschriebenen Unterbau steht eine korinthische Säule, die mit einem Kapitell abschließt. Die krönende Abschlussgruppe zeigt die Krönung Mariens mit Strahlenkranz im Hintergrund, darüber schwebend der Hl. Geist als Taube. Gott Vater hält als Weltenherrscher die Erdkugel und Jesus Christus als Bezwinger allen Leides das Kreuz.

 

Markante Details der Säule

Um den Sockel stehen die Figuren der Hll. Rochus, Sebastian, Kajetan und Johannes Nepomuk, die von dazwischen liegenden Engelsfiguren ergänzt werden. Vorne, auf dem Gesims liegend, erkennt man die Hl. Rosalia, auf der rückwärtigen Seite tritt uns am Sockel der Hl. Franz Xaver in Verzückung entgegen, zwei Engel halten ein Kruzifix. Als Pestsäule trägt diese Dreifaltigkeitssäule also Darstellungen von „Pestheiligen“, die von der Hl. Dreifaltigkeit und der Gottesmutter Maria bekrönt werden. Diese Heiligen wurden während der Pandemie um ihre helfende Fürbitte zur Abwendung der Pest und Gesundung der Erkrankten angerufen.

 

Die Künstler der Säule

Die Pest- oder/und Dreifaltigkeitssäule in Eisenstadt ist nach einem Modell zahlreicher weiterer Säulen aus dieser Zeit errichtet worden. Bemerkenswert ist, dass der Bildhauer Johann Georg Pammer als verantwortlicher Künstler für die Säule auszumachen ist. Pammer heiratete 1714 die Witwe des Eisenstädter Bildhauers Philipp Ungleich. Dieser ist für den Entwurf der Eisenstädter Dreifaltigkeitssäule verantwortlich, die Fertigstellung hat er nicht erlebt. Philipp Ungleich hat übrigens auch die Budapester Dreifaltigkeitssäule geschaffen. Ein interessantes Detail stellt die schmiedeeiserne Einfriedung der Säule dar: Die 170 kleinen kelchförmigen Leuchter der Einfriedung könnten ein Hinweis auf die Zahl der etwa 170 Pesttoten bei der Epidemie 1713 sein.

 

Prägende Persönlichkeiten dieser Zeit

Zwei Personen aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts, die für die Errichtung maßgeblich sind, sollen hier vorgestellt werden: Zuerst Matthias Marckhl, der mit Chorgewand, Monstranz und Altarkreuz mit „IHS“ vor einem Altar auf der bergseitigen Darstellung des Säulen-Unterbaus dargestellt ist, - daneben ein Pult mit Büchern. Alle diese „Beigaben“ sind Hinweise auf seinen Lebensinhalt. Vor allem der Hinweis auf die Bücher symbolisiert sein Bestreben, die allgemeine Bildung in der Stadt zu fördern (im „Museum im Dom“ kann man einen Teil seiner persönlichen Bibliothek einsehen). Geboren 1649 in Wr. Neustadt als Sohn einer begüterten Familie erwirbt er sich auf der Universität den Grad eines „Magisters der Freien Künste und der Philosophie“ und wird 1679 als junger Priester Beneficiat in Ödenburg, um hier zum Ehrendomherrn von Vasvár aufzusteigen und als solcher wird er 1683 zum Stadtpfarrer von Eisenstadt gewählt. Es ist das Jahr der zweiten Türkenbelagerung Wiens. Marckhl durchlebte hier die Schrecken des Türkenkrieges und die nachfolgende Auseinandersetzung mit den Kuruzzen, und dann die Pestepidemie 1713. Eisenstadt ist mit Schutzsuchenden aus den umliegenden Gemeinden angefüllt, in der Stadt regiert der Tod, begünstigt durch Beengtheit, sanitäre Notsituationen und Mangel an Nahrungsmitteln.

 

Geistliche Initiativen von Marckhl

Von Stadtpfarrer Marckhl wird nach dem Ende der Kriegsbedrohung 1689 zunächst die Rosenkranzbruderschaft und die Einführung des täglichen Rosenkranzgebetes angeregt, 1692 folgt aus Dankbarkeit die erste Wallfahrt nach Mariazell, weiters eine außergewöhnliche Neubelebung des Glaubenslebens (Ordensprofess im fürstlichen Nonnenkloster, Priesterweihen in der Stadtpfarrkirche, etc). Der vor Eifer brennende Stadtpfarrer initiiert mit Hilfe von tüchtigen Ordensmännern (Franziskaner, Serviten) die jährlichen Wallfahrten nach Gutenstein, Mariazell und mehrmals nach Loretto, der Kalvarienberg wird errichtet und die 40-stündige Anbetung im Nonnenkloster begonnen, und schließlich werden Missionswochen durch Jesuiten in der Stadt veranstaltet. 1723 stiftet er aus eigenen Mitteln mit dem AntoniusBeneficium eine Institution, die seine seelsorglichen Initiativen (Frühmesse, täglicher Segen und tägliches Rosenkranzgebet) auf Dauer sicherstellen sollten. Im Jahre 1727 verstarb dieser außergewöhnliche Pfarrer der Freistadt Eisenstadt.

 

Weniger bekannt: Michael Urient

Eine Person soll an dieser Stelle nicht vergessen werden – der Kaplan unter Stadtpfarrer Marckhl: Michael Urient hat das Leiden der an der Pest erkrankten Stadtbewohner durch seine persönliche Lebens-Hingabe gelindert. – Täglich feierte er die hl. Messe für die Pestkranken in der heute nicht mehr bestehenden Antonius-Kapelle (unweit der Kurzwiese), und sorgte so geistlich und menschlich für die Kranken; dabei infizierte er sich selbst und starb 1713 an der Pest. Dieser Einsatz blieb in Eisenstadt nicht vergessen und so wurde nach Kaplan Michael Urient im östlichen Teil des Pfarrgebietes eine Straße benannt.

 

Text: Wolfgang Meyer
Fotos: Peter Opitz

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